Unsere Expertin für Babys- und Kleinkinder: Dr. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer ist Ärztin und selber Mutter von zwei Kindern. Die ausgebildete Eltern-Kind-Beraterin ist Profi, was das Thema Baby- und Kinderschlaf angeht, und zeigt, wie Eltern ihr Kind bei einem gesunden Schlaf unterstützen können. Dr. Dotzauer war lange Zeit in der Schreibaby-Ambulanz des Kinderzentrums München tätig und hat eine Hausbesuchspraxis im Würmtal sowie im Großraum München.

Im Alter von ca. 9 Monaten, nach dem 2. großen Reifungsschub passiert etwas ganz Neues. Das Kind gewinnt – neben den sich stetig entwickelnden motorischen Fähigkeiten – auch die Erkenntnis darüber, dass bestimmte Menschen oder Situationen sich plötzlich fremd anfühlen. Dann wird das Bindungssystem aktiviert und Mama oder Papa werden herbeigerufen, um bei der Einordnung des „komischen“ Gefühls zu helfen. Das Fremdeln und die Trennungsangst hat die Natur dem gesteigerten Entdeckungsdrang unserer „Krabbler“ entgegengesetzt, damit sie nicht verloren gehen auf dieser Welt. Dann wird das Kind älter und mit fortschreitender Entwicklung kommen langsam auch noch andere Aspekte ins Spiel: der sich entwickelnde eigene Wille. Das Baby, das sich gestern noch auf der Wickelablage leicht ablenken und wickeln ließ, lässt heute keinen Zweifel mehr an seinem Bewegungsdrang und seinen neuen, eigenen Ideen.

Mit diesen Ideen kommen plötzlich neue, unbekannte Emotionen ins Spiel und diese müssen vom Kind erst erfahren, eingeordnet und der Umgang damit gelernt werden. Und zwar mit Hilfe der „Großen“ (Mama und Papa), im alltäglichen Umgang – jeden Tag aufs Neue.

Spätestens im 2. Lebensjahr ist allen Eltern klar: Wir haben es mit der Trotzphase, besser Autonomiephase, zu tun!

Was ist die Trotzphase?


Die Trotzphase ist für die Persönlichkeitsentfaltung, die emotionale Entwicklung und die Ausbildung des Ichs sehr wichtig. Das sollten Eltern wissen, dann fällt es ihnen leichter, ihr Kind in dieser Autonomiephase ganz bewusst zu begleiten, angemessen darauf zu reagieren und einen guten Weg zu finden.

Für Eltern ist es teils nervig, anstrengend oder peinlich… aber für die Kinder ist es immens wichtig für ihr späteres soziales Miteinander. Die Kinder lernen etwas über ihre neuen Gefühle, wie Wut, Zorn, Freude, Stolz, und den Umgang mit Stress und Frustration. Im Übrigen tut sich auch der ein oder andere Erwachsene noch mit dem Umgang heftiger Gefühle schwer.


Häufig sind Trotzreaktionen auch einfach ein Ausdruck von nicht geglückter Kommunikation auf beiden Seiten. Das Kind kann seine Ideen noch nicht formulieren und manch ein Erwachsener versteht nicht, dass ein Kind die selbstverständlichen Abläufe der Erwachsenenwelt noch nicht durchschaut. So durchkreuzen sich verschiedene Absichten und Frustration und „Fehlkommunikation“ muss ausgehalten werden.
 

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Was passiert mit meinem Kind in der Trotzphase?

Mit dem Bewusstwerden des eigenen Ichs entwickeln die Kinder eigene Vorstellungen und Pläne, die sie hochmotiviert und voller Stolz umsetzen wollen. Leider scheitern sie am Können, der fehlenden Sprache oder die Eltern machen ihnen einen Strich durch die Rechnung.


Beispiele:

  • "Nein, du kannst nicht die kurze Hose anziehen, draußen schneit es…“
  • „Nein, die Blumenerde bleibt im Topf.
  • „Nein, du darfst den Lippenstift nicht zum Malen haben… „

Die Kinder lernen nun auch, dass sie mit ihrem Verhalten Einfluss auf ihre Umwelt nehmen können. Wenn ihnen also eine Verweigerungshaltung plötzlich wesentlich mehr Aufmerksamkeit beschert als das schlichte Funktionieren, wird plötzlich klar, warum Kinder so einen Gefallen am elterlichen Boykott gewinnen.

Kinder in diesem Alter können ihre Gefühle noch nicht kontrollieren und sie werden überrollt von ihrem inneren Emotions-Chaos. Der Zorn überwältigt sie, die Sicherung brennt durch und der Trotzanfall ist da – mit aller Macht.
 

Was kann man bei einem Trotzanfall tun?

  1. Sich zunächst klar werden, wer groß und wer klein ist – und dann als Erwachsener Klarheit ausstrahlen.
  2. Cool bleiben, keine große Sache draus machen, Ruhe bewahren und sich selber kontrollieren.
  3. Es nicht persönlich nehmen.
  4. Wichtig ist es, die kindlichen Gefühle zu benennen, denn das Kind muss das Gefühl erst kennenlernen, um es einzuordnen.
  5. Verständnis zeigen, Geduld haben, die Situation gemeinsam aushalten oder Alternativen zeigen.
  6. Je nach Situation: ablenken oder aus der Situation nehmen.
  7. Brücken bauen, einen Kompromiss finden und nicht nachtragend sein.
  8. Handlungsschema als Problemlösung aufzeigen.
  9. Exitstrategie: Kuscheltier, Schnuller zur Selbstberuhigung anbieten.

Wie kann man Trotzverhalten vermeiden?

  • Abläufe im Alltag kindgemäß vorstrukturieren und ankündigen („Wir essen fertig, dann ziehen wir die Schuhe an.“).
  • Herausforderungen mehrfach ankündigen: „Du kannst jetzt noch fünf Minuten spielen, dann gehen wir nach Hause.“
  • Frühzeitig Führung übernehmen und einen guten Plan haben, der auch die kindlichen Bedürfnisse berücksichtigt.
  • Weniger Fragen! Die Sehnsucht nach kindlicher Zustimmung lässt Eltern häufig Fragen stellen. Diese überfordern das Kind oft und wirken wenig sicherheitsspendend.
  • Wer Unsinn macht braucht Sinn. Frühzeitig kleine Aufträge erteilen und zur Mitarbeit gewinnen, bevor Langeweile sich breit macht und die Kinder „verhaltensoriginell“ werden.
  • Hunger-Müde-Durst-Krisen vermeiden, bzw. dann keine Ansprüche mehr stellen.
  • Routinen und verlässliche Regeln geben Halt, z.B. Abendroutine, Einschlafroutine.

Wenn Eltern ihren Frieden schließen mit dieser Trotzphase und es als Chance begreifen, ihrem Kind in der Persönlichkeitsentfaltung zu helfen, können Kinder und Eltern von dieser Haltung sehr profitieren.


„Im Kreis der Sicherheit“ von Bert Powell et al formuliert das Kind dazu seinen Wunsch an seine Eltern: „Denke immer daran: Durch die Art wie du mich behandelst lerne ich etwas über mich. Daher lehre mich, indem du immer größer, weiser und gütig bist.“

Aktualisiert am

Autor: Mobil Krankenkasse

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