Unsere Expertin für Babys- und Kleinkinder: Dr. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer ist Ärztin und selber Mutter von zwei Kindern. Die ausgebildete Eltern-Kind-Beraterin ist Profi, was das Thema Baby- und Kinderschlaf angeht, und zeigt, wie Eltern ihr Kind bei einem gesunden Schlaf unterstützen können. Dr. Dotzauer war lange Zeit in der Schreibaby-Ambulanz des Kinderzentrums München tätig und hat eine Hausbesuchspraxis im Würmtal sowie im Großraum München.

Wie geht Entspannung und warum ist die Beruhigung für Babys so wichtig?

Ruhig werden ist wirklich schwer, insbesondere, wenn man klein ist und noch nicht viel von der Welt versteht. Da brauchen kleine Menschen oft noch Unterstützung, um ruhig zu werden und auch in der Ruhe zu bleiben. Große Menschen hingegen brauchen Verständnis für die Schwierigkeiten der Kleinen. Denn es ist nicht immer leicht, seinem Kind Ruhe und Entspannung zu vermitteln.

Es ist ungeheuer wichtig, seinem Kind den Weg zur Entspannung zu zeigen, denn ohne Beruhigung ist auch kein gutes Einschlafen möglich. Gerade in einer Zeit der permanenten Ablenkung, der Informationsfülle und der Rundum-Unterhaltung wird es immer schwieriger – schon für einen selbst als Erwachsener – ruhig zu werden, nichts zu tun und nichts zu wollen. Eben zu entspannen. Leider leben wir in einer Welt, in der wir durch äußere Reize dabei sind, dies zu verlernen. Aber genau das ist eine Grundvoraussetzung für den Babyschlaf: Denn wer selber nicht ruhig ist, kann auch keine Beruhigung vermitteln. Hier brauchen Eltern Ideen und müssen bereit sein, sich auf die noch unreifen Kinderseelen einzulassen. Vielen hilft dann ihre Intuition, ihr altes nicht reflektiertes Wissen aus der eigenen Kindheit. Sie beginnen zu singen, zu summen, zu wiegen und zu warten, so wie seit Jahrtausenden Kinder beruhigt werden. Wieder anderen Eltern fällt es schwer, sich darauf einzulassen. Sie haben vielleicht weniger Zeit (oder Ruhe) und aus der Not werden verschiedenste Strategien aneinandergereiht, es wird auf viel Bewegung, eine laute monotone Geräuschkulisse und Ablenkung gesetzt – in der Hoffnung, das Kind zu erreichen. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Eins ist jedenfalls sicher: Kleine Menschen wollen sich gut, sicher und geborgen fühlen. Anfangs geht das „sich gut und ruhig fühlen" am leichtesten beim Stillen oder Saugen an der Flasche. Dabei werden gleich mehrere Probleme auf einmal gelöst: Das Baby wird satt, ruhig und zufrieden. Es genießt die Nähe, fühlt sich wohl und kann sich selbst dem Schlaf überlassen. Das ist auch normal und gut so. Nur was tun, wenn es nicht mehr beim Trinken einschläft? Weil es bereits satt ist, nicht satt wird, älter geworden ist, es beim Papa einschlafen soll oder es andere Gründe davon abhalten? Dann muss es eben anders ruhig werden – aber wie?

Wie kann ich mein Baby beruhigen?

  1. Zunächst einmal ist es wichtig selbst ruhig zu bleiben. Ein zugegeben nicht immer leichter Teil des Elternwerdens. Sich zusammenreißen, nicht kopflos verschiedenste Beruhigungsstrategien aneinanderreihen und möglichst schnell das Schreien abstellen wollen, sondern sich selbst zurücknehmen und sich auf das Kind und die jeweilige Situation einlassen.
  2. Wenn Eltern in der Einschlafsituation für ihr Baby emotional verfügbar sind, entsteht Sicherheit und Vertrauen. Dazu braucht es Erwachsene, die sich ganz auf ihr Kind beziehen und eine gemeinsame „Beruhigungssprache“ mit dem Baby finden. Haben sie eine gemeinsame Sprache gefunden, geht alles plötzlich ganz leicht – und zwar für beide Seiten. Den Eltern werden das Kind und dessen Bedürfnisse klarer und planbarer und für das Baby werden die Eltern verständlicher, verlässlicher und vorhersehbarer. Beide Seiten kennen sich, vertrauen sich, sie sind aneinander gebunden und es entsteht ein Geborgensein, welches lebenslang trägt.
    Mein Elterntipp: Babysprache lernen und dafür offline bleiben. Betreiben Sie bei Beruhigungsstrategien kein Outsourcing an weißes Rauschen oder mechanische Federwiegen.
  3. Wird die gemeinsame Beruhigungssprache positiv erlebt und in eine regelmäßig wiederkehrende, vorhersehbare, beruhigende Verhaltenskette gepackt, kann sich Ihr Kind orientieren. Die lieb gewonnenen, sich immer wiederholenden Abläufe geben ihm Sicherheit, denn es weiß genau, was als Nächstes folgt. Es kann sich einstimmen und eine Schlaferwartungshaltung aufbauen.
     

Der Tag- Nacht-Rhythmus etabliert sich bei Babys schon in den ersten acht Wochen.

Dr. Daniela Dotzauer

Wie kann ich meinem Baby Abends beim Einschlafen helfen?

Bei Kindern, die insbesondere in den Abendstunden sehr unruhig werden, viel schreien und schwer erreichbar sind, ist es sinnvoll, sich einige Zeit mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus zu beschäftigen. D. h. bereits am Morgen wird darauf geachtet, dass die Wachzeiten (max. 1 Stunde) nicht zu lang werden, selbst wenn das Baby vormittags noch gut gelaunt ist. Man sollte regelmäßige Schlafpausen (meist 4 pro Tag) sicherstellen und bei etwaigen Zwischenerwachen, also nach sehr kurzem Schläfchen von 15-30 Minuten, die Schlafstimmung aufrecht erhalten, um das Kind so zum Weiterschlafen zu motivieren. Natürlich sollte das Baby dazu satt sein und nicht per Power-Napping an der Brust schon vorgeschlafen haben. Hier können aufmerksame Eltern gut unterstützen, denn das satte, müde Baby muss nur noch ruhig bleiben. Und wer maximal beruhigt ist, schläft auch ganz leicht ein.

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Wie geht eine sinnvolle Einschlafroutine für Babys?

Zum Einschlafen tragen Sie kleine, ruhige Babys wie beim Stillen, in der Waagerechten, bei Bedarf mit Schnuller und ohne Blickkontakt. So können sich die Kleinen in Seitenlage in die Ellenbeuge schnuffeln, die Augen schließen und abschalten. Ein bisschen Bewegung, rhythmisches Popoklopfen und die beruhigende, singende, summende, oder brummende Stimme erleichtern das Ruhig werden. Derart „runtergekuschelte“ Kinder haben es leichter, sich dem Schlaf zu überlassen. Diese Form des „Schlafbereitwerdens“ geht auch ohne Stillen/Flasche und Ihr Baby lernt durch Sie den Weg zur Entspannung. Ist das Baby zwar schlafbereit, befindet sich allerdings in Erregung statt Entspannung, hilft es, das Baby in der Senkrechten (über die Schulter guckend) oder durch Lagewechsel, rhythmisches Popoklopfen und Singen zu beruhigen und in einen entspannten Zustand zu bringen. Ist das Baby entspannt, bringen Sie es wieder langsam in die Waagerechte, halten Sie es und legen es nach kurzer Zeit ab.

Wie lege ich das Baby ab ohne das es aufwacht?

Ist das Kind eingeschlafen oder dabei, in den Schlaf zu finden und Sie möchten es ablegen, ist es wichtig Folgendes zu wissen: Das Ablegen stellt eine hohe Anforderung dar. Hierbei soll das Baby vom warmen, weichen, haltenden Elternarm haltlos auf eine feste, kalte Matratze gelegt werden. Geschieht das Ablegen zu forsch, feuert das Gleichgewichtsorgan eine Info zum Großhirn des Neugeborenen: „Pass auf, du fällst gerade aus dem Nest – wach auf!“ Dieser Weckreiz und der plötzliche Haltverlust, bringt das Baby aus dem Gleichgewicht, der Moro-Reflex (so wird der Neugeborenen-Schreckreflex genannt) reißt die Ärmchen auseinander und das Baby ist wieder wach.

Um das zu umgehen empfiehlt es sich, die Kinder ganz vorsichtig abzulegen – vielleicht verpackt in ein Deckenpäckchen, nicht zu warm, aber Halt gebend und stabilisierend. Auch empfiehlt es sich, insbesondere im Winter, die Matratze mit einem Wärmekissen leicht vorzuwärmen, damit es auch in dieser Position kuschelig bleibt. Eine Rolle im Rücken erleichtert das stabile Gefühl in der Seitenlage. Der untere Arm kann dann schon mal nicht zappeln. Die Bauchlage sollte dabei jedoch vermieden werden.

Natürlich hagelt es an dieser Stelle sofort Nachfragen, denn die Ärzte aus den Geburtskliniken empfehlen aus forensischen Gründen: Rückenlage, harte Matratzen, niedrige Zimmertemperaturen und keine weiteren Gegenstände im Bett – lediglich das Kind in seinem Schlafsack. Kommen Kinder damit  zurecht, ohne weitere Unterstützung zu schlafen, dann haben die Eltern kein Problem. Es gibt allerdings viele Kinder, die damit nicht gut zurechtkommen und genau in diesen Momenten heißt es „Elternwerden“, Verantwortung übernehmen und selbst entscheiden. Am besten macht man erst tagsüber Erfahrungen und dann, wenn man sich sicher fühlt, kann man das auch auf die Nacht übertragen. Das Kind beobachten, sich einfühlen, Erfahrungen sammeln und dann das tun, was sich für sich selbst und das Baby gut anfühlt. Auf sein Bauchgefühl vertrauen, Verantwortung übernehmen – das ist ein wichtiger Teil des Elternwerdens.

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